Vorgeschichte und Anfangszeit bis 1995
Der Schweriner Richard Kruspe war zu DDR-Zeiten in der Band Das elegante Chaos als Gitarrist aktiv. Nach der Wende spielte er kurzzeitig bei Das Auge Gottes.[8] Dank seiner Bekanntschaft zu Till Lindemann, der in der Fun-Punk-Band First Arsch – die Kurzfassung für Erste Autonome Randalierer Schwerins[9] – Schlagzeug spielte, stieg er dort ein und galt nach ersten Bandjahren ohne festen Gitarristen als drittes Mitglied neben Lindemann und Steve E. Mielke.[10] Da er gern projektbezogen arbeitete, gründete er parallel mit Gleichgesinnten die Band Orgasm Death Gimmick. Zudem stieg er Ende 1991 als Nachfolger seines späteren Rammstein-Bandkollegens Paul Landers als Gitarrist bei der Band Die Firma ein.
Im Jahr 1993 hob er in Berlin mit seinen Mitbewohnern Oliver Riedel, Bassist der Band The Inchtabokatables, und Christoph Schneider, Schlagzeuger bei Die Firma, ein weiteres Bandprojekt aus der Taufe. Dieses bekam zunächst den Namen Tempelprayers.[11] Sie begannen zu dritt zu proben sowie erste Songs im Stil von US-Metal-Bands wie Pantera zu komponieren und holten Till Lindemann als Sänger und Textschreiber dazu. Dabei arbeiteten sie zunächst mit englischsprachigen Texten. Um besser proben zu können, zog Lindemann zumindest zeitweilig nach Berlin.
Sie bewarben sich mit einer ersten Demoaufnahme erfolgreich beim Metrobeat Musikpoll, einer Fach- und damals noch Publikumsveranstaltung, bei der jährlich die 14 originellsten und beliebtesten Berliner Bands ermittelt wurden und die sich bei einem Festival präsentieren durften. Vom Berliner Senat erhielten sie eine Förderung in Form einer professionellen Aufnahmesitzung in einem Tonstudio.[12][13] Dort nahmen sie am 19. Februar 1994 vier – nun schon deutschsprachige – Lieder (Das alte Leid, Seemann, Weißes Fleisch und Rammstein) auf.[14] Diese Versionen unterschieden sich aber von den gleichnamigen Liedern, die auf Herzeleid, dem späteren Debütalbum der Band, zu hören sind. Die Anregung, auf Deutsch zu singen, kam Lindemann zufolge von den letzten beiden Bandmitgliedern Christian „Flake“ Lorenz und Paul Landers, die zum Zeitpunkt der Bewerbung bei Metrobeat noch nicht zur Band gehörten.[15]
Schneider war bis 1993 auch Schlagzeuger bei Feeling B, dort hatte er mit dem Gitarristen Landers und dem Keyboarder Lorenz zusammengespielt. Landers bekundete von sich aus Interesse an einer Mitarbeit beim neuen Bandprojekt. Er stieg als Rhythmusgitarrist ein – gegen den anfänglichen Widerstand Schneiders, der ihn während der Zeit bei Feeling B als anstrengend empfunden hatte. Kruspe und Lindemann sprachen sich hingegen für Landers aus.[16] Dieser wirkte bereits bei den Studio-Aufnahmen mit.
Die Band suchte noch ein sechstes Mitglied, einen Keyboarder – Wunschkandidat einiger war der alte Feeling-B-Kollege Lorenz. Doch dieser zeigte zuerst Abneigung gegen die neue Band, wie er Jahre später im Zuge eines Interviews mit dem Musiksender MTV offen bekannte:
„Ich kam als Letzter rein, ich wollte mit den Jungs eigentlich nichts zu tun haben. Paul hat mich mal mitgenommen (…). Dann bin ich runtergegangen in den Keller, und da waren fünf Typen, die haben stumpf eine Stunde lang ein Riff gespielt – wie die Doofen, in einer Höllenlautstärke, dass mir alles wehgetan hat.“
Er erklärte sich später aber zur Zusammenarbeit bereit. Dass gerade Flakes anfänglich sehr kritische Haltung für ihn als sechstes Mitglied sprach, wird durch die Äußerungen untermauert, die Paul Landers über seinen alten Bandkollegen in einem Interview mit dem Musiksender Viva machte:
„Den haben wir mühselig überreden müssen, der wollte bei Rammstein nicht mitspielen, weil es ihm zu doof war, zu stumpf, zu langweilig, zu streng. Wir wussten aber, dass wir a) einen Keyboarder brauchen und b) einen Menschen, der so ein bisschen dagegenhält. Wenn Rammstein Gulasch ist, dann musst du ein Löffelchen Zucker reinmachen, damit der Gulasch gut schmeckt.“
Der stilistische Einfluss von Feeling B auf Rammstein gilt, obwohl die Band konzeptionell anders ausgerichtet war, als erheblich. Daher wird die Band teilweise auch als "Keimzelle von Rammstein" bezeichnet.[19][20] Teile des unveröffentlichten – eigentlich von Landers, Schneider und Flake für Feeling B komponierten – Materials sind Schneider zufolge bei einigen Rammstein-Songs eingeflossen.[21]
Zunächst spielte Rammstein auf Konzerten mit wenig Publikum und in Clubs. Der erste Auftritt fand am 14. April 1994 in der für ihr alternatives Programm bekannten Leipziger Kultureinrichtung naTo vor 15 Besuchern statt. Die Gruppe trat als Vorband der Combo Golden Acker Rhythm Kings auf, in der der drei Jahre ältere Bruder von Keyboarder Flake Lorenz sang.[22] Ein weiteres frühes Konzert fand am 28. Mai 1994 auf einem Open-Air des studentischen bc-Club im thüringischen Ilmenau statt, einem Club, in dem Landers, Lorenz und Schneider schon mit ihrer alten Band Feeling B gespielt hatten und in dem in der Wendezeit DDR-Bands wie Freygang, Sandow und Die Skeptiker regelmäßig zu Gast waren.[23]
Am 1. April 1994 hatte die Zusammenarbeit der Musiker mit Manager Emanuel Fialik und dessen Unternehmen Pilgrim Management begonnen. Fialik stellte die Band Ende des Jahres 1994 der Plattenfirma Motor Music vor. Motor nahm die Band am 4. Januar 1995 unter Vertrag.[24]
Die Zusammenarbeit mit Fialik hat die Band knapp 17 Jahre aufrechterhalten.[25] Im Booklet des 2009er Albums Liebe ist für alle da war Pilgrim noch als Management genannt, im 2011er Best-of-Album Made in Germany stattdessen die Rammstein GbR der sechs Bandmitglieder.[26] Zu den Gründen der Trennung ist nichts Offizielles bekannt. Einem Artikel der Berliner Morgenpost aus dem Oktober 2013 zufolge hat Fialik seinen damaligen Beruf als Musikmanager an den Nagel gehängt.[27] Unter anderem ist er zurzeit als Fußball-Jugendtrainer in einem Berliner Sportverein aktiv.
Von Anfang an legten die Musiker innerhalb der Band Wert auf demokratische Entscheidungsprozesse, in der die Stimme eines jeden Mitglieds gleich schwer wiegt. Dies führte und führt bis heute dazu, dass neue Projekte einen vergleichsweise langen zeitlichen Vorlauf benötigen, da es nach Aussagen der Band nur selten einstimmige Haltungen gibt.
Erstes und zweites Album 1995–2001
Am 25. September 1995[24] debütierte Rammstein mit dem Album Herzeleid, das auf Platz 99 der deutschen Albencharts einstieg[28] Anschließend tourte Rammstein als Vorgruppe der Cottbuser Band Sandow und absolvierte im Oktober und November mit Project Pitchfork 17 Konzerte in Deutschland. Ende November 1995 trat Rammstein als Vorgruppe der schwedischen Crossover-Band Clawfinger bei zwei Konzerten in Warschau und Prag auf, Anfang Januar 1996 folgten drei weitere Gigs mit Clawfinger in Österreich und in der Schweiz. Dazwischen, im Dezember 1995, absolvierte die Band bereits die erste, 17 Konzerte umfassende Deutschlandtour als Headliner.
Ab Ende Januar 1996 waren sie bei acht Konzerten die Vorband der Ramones, die seinerzeit ihre Abschiedstour feierten. Im Verlauf des Jahres absolvierte Rammstein bei zwei weiteren Touren durch Deutschland und Österreich insgesamt 52 Konzerte, unter anderem auch beim Kölner Bizarre-Festival und beim Zillo Festival in Hildesheim.[24] Im Zuge des Konzerts 100 Jahre Rammstein, das die Band am 27. September 1996 vor 6000 Zuschauern im Veranstaltungszentrum Arena Berlin in Alt-Treptow gab, kam es etwa 45 Minuten nach Konzertbeginn zu einem Unglück: Eine brennende Tafel mit dem Namensschriftzug der Band stürzte aus drei Metern Höhe auf einen Bühnenlaufsteg und fiel danach ins Publikum. Vier Konzertbesucher wurden leicht verletzt, ein weiterer musste in eine Klinik eingeliefert werden.[29] Die Band brach das Konzert nicht ab und wurde hierfür vereinzelt kritisiert. Die Musiker besuchten die Verletzten nach eigenen Angaben nach dem Auftritt in drei Kliniken.[30]
Das zweite Album Sehnsucht stieg 1997 in die Top Ten der deutschen, österreichischen und schweizerischen Albumcharts ein.[31][32][33] In der Folge erreichte auch Herzeleid höhere Chartplatzierungen als im Erscheinungsjahr.[28] Alle seitdem veröffentlichten Studioalben der Band erreichten in Österreich und Deutschland die Spitze der Charts.[34][35]
Die entsprechende Tour im Jahr 1997 führte durch den deutschsprachigen Raum und ganz Europa. Unerwartete Aufmerksamkeit erntete die Band im Juni 1997, als sie als Co-Headliner neben INXS beim neu ins Leben gerufenen Hurricane Festival am Eichenring in Scheeßel auftraten: In einem Backstagezelt des Festivals – dieses wurde in jenem Jahr unter anderem von MTV Germany gesponsert – soll die Band einen damaligen MTV-Manager um eine Aussprache gebeten haben. Hintergrund des Gesprächs und allen Folgen – so die zumeist offiziell überlieferte Version – sei die Weigerung des Managers gewesen, die Musik und die Videos der Band bei MTV zu senden. Im Zuge dieser „Aussprache“ fesselte die Band ihn an einen Stuhl, befestigte eine typische Rammstein-Show-Rauchbombe an dessen Bein und zündete diese.[36][37]
Der MTV-Manager erstattete – wie Gitarrist Paul Landers im Folgejahr in einem Interview bestätigte – Anzeige wegen Körperverletzung. Der zuvor beschriebenen Darstellung der Motive der Band widersprach Landers dort aber:
„Es ist Quatsch, daß der Vorfall ein Protest von Rammstein war, weil wir nicht gespielt wurden.(…) Ich erzähle dir mal, wie es wirklich war. Alle, die den Typen kennen, die haben uns zu der Aktion beglückwünscht. Die Ärzte haben uns gedankt. Das ist ein Typ, der ist verantwortlich für MTV Deutschland, ein (…) Widerling, der emporgekrochen ist an eine Stelle, wo er einfach nicht hingehört (…). Jetzt sitzt der da und schikaniert alle Bands in seiner Umgebung. (…) Das sind Typen, die nie bezahlen müssen für ihr Handeln. Und da wollten wir ihm eben mal das Gegenteil beweisen. (…)“
Der Vorfall geriet dennoch recht schnell in Vergessenheit, zumal Rammstein 1997 – nur wenige Monate nach dem Vorfall – zum ersten Mal in den USA auftrat. Dort gaben sie im September zwei Klubkonzerte im Rahmen des Festivals „CMJ College Radio Conference“ in New York City. Sie spielten dort nach eigenen Angaben vor sieben bzw. 70 Zuschauern.[39] Im Dezember des Jahres waren sie in den USA acht Mal als Vorgruppe der Band KMFDM on Stage.
Internationale Aufmerksamkeit erfuhr Rammstein im selben Jahr durch die Verwendung zweier Lieder (Rammstein und Heirate mich) des im Herbst 1996 (USA) bzw. im Frühjahr 1997 (Europa) gestarteten Films Lost Highway von David Lynch. Im Oktober 1997 erschien zudem der Soundtrack des Films Mortal Kombat 2 – Annihilation, auf dem Rammstein mit dem Song Engel vertreten ist.
Die erste US-Headliner-Tour, bei der sie von der US-Band Hanzel und Gretyl supported wurden, führte die Musiker 1998 nach San Francisco, Los Angeles, Denver, Chicago und New York. Den Gig in Chicago musste die Band vor 1100 Zuschauern ohne Pyro-Showelemente bestreiten, da das örtliche Fire Department ihnen den Einsatz von Feuer untersagte. Bis heute darf die Band ihrem US-Agenten Michael Arfin zufolge im Stadtgebiet Chicagos kein Feuer einsetzen, da dort im 19. Jahrhundert ein Großfeuer gewütet hatte.[40] Am 12. September desselben Jahres trat die Gruppe erneut in Chicago auf; dieses Mal als Headliner beim WRCX Rockstock Festival. 28 Konzerte mit Orgy, Ice Cube, Korn und Limp Bizkit führten sie im Rahmen der Family Values Tour vom 22. September bis 31. Oktober 1998 abermals in die Vereinigten Staaten. Ihren Auftritt am Halloween-Tag, anlässlich dessen sich die anderen Bands verkleideten, absolvierten die Musiker in Ermangelung von Kostümen in Windeln bzw. teilweise nackt. Darauf wurden die Musiker von der örtlichen Polizei von der Bühne geholt und das Konzert nach wenigen Liedern abgebrochen.[41] Auftritte hatten sie in diesem Jahr auch bei europäischen Open-Airs, unter anderen bei Rock am Ring. Bei zwei Konzerten auf der Parkbühne in der Berliner Wuhlheide am 22. und 23. August 1998 wurden das Album und die Konzert-DVD Live aus Berlin aufgenommen, die 1999 erschienen. Außerdem präsentierte die Band das Lied Du hast bei den MTV Europe Music Awards 1998 in Mailand.[24]
Für einen medialen Aufschrei sorgte die Gruppe im selben Jahr, als sie für den Depeche-Mode-Tribute-Sampler For the Masses, auf dem unter anderem auch The Cure, The Smashing Pumpkins und Deftones mitwirkten, das Lied Stripped coverte. Bei dem dazugehörigen Video verwendete Regisseur Philipp Stölzl Bilder aus dem Film Olympia der umstrittenen NS-Propagandafilmerin Leni Riefenstahl. Der britische Musiker und DJ Goldie beschimpfte die Musiker daraufhin. Einem britischen Magazin sagte er, die Band solle „sich verpissen“ und gemeinsam mit ihrem Plattenboss – damals Tim Renner – erschossen werden.[42] Stölzl und die Band beteuerten von da an bis heute in zahlreichen Interviews, dass hinter dieser Visualisierung kein neonazistisches Gedankengut gesteckt, sondern es sich vielmehr um ein künstlerisches Statement gehandelt habe.[43][44]
Im April 1999 waren Rammstein bei vier Konzerten Vorgruppe der Band KISS in Süd- und Mittelamerika und gaben in Mexiko ein zusätzliches Clubkonzert. Eine Tour durch Nordamerika mit Soulfly, Skunk Anansie und Mindless Self Indulgence folgte. Während dieser Tour wurden Till Lindemann und Christian Flake Lorenz im Zuge eines Konzerts am 5. Juni 1999 im Palladium in Worcester (Massachusetts) wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festgenommen und für circa fünf Stunden inhaftiert. Stein des Anstoßes war die Bühnenperformance zum Song Bück dich, bei der Lindemann unter Verwendung eines Dildos Analverkehr mit seinem Bandkollegen andeutet und mit Milch herumspritzt[45] Am Ende verhängte ein Gericht gegen beide eine sechsmonatige Bewährungs- und eine Geldstrafe.[46][47]
Im Sommer 1999 hatte die Band in den USA einen Auftritt in der bis heute offiziell unveröffentlichten Sexkomödie The Debtors mit den Schauspielern Michael Caine, Randy Quaid und Udo Kier. Sie spielten in dem Film – Regie führten Randy und Evi Quaid – das Lied Bück dich inklusive der Dildo-Szene, die Lindemann und Lorenz in Worcester ins Gefängnis gebracht hatte. Ein Finanzier des Films, der Millionär Charles Simonyi,[48] nahm Evi Quaid zufolge unter anderem Anstoß an dieser Performance. Es kam zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, die letztlich den Kinostart verhinderten.[49]
Drittes bis Sechstes Album 2000–2010
Im Jahr 2001 – vier Jahre nach ihrem letzten Studioalbum – wurde Mutter veröffentlicht.
Bereits im Januar und Februar des Jahres spielte die Gruppe im Rahmen des Big Day Out Festivals sechs Konzerte in Australien und Neuseeland. Sie trat zudem in Sydney und Melbourne in zwei Clubs auf und spielte in Auckland in der Powerstation, einem beliebten Veranstaltungsort Neuseelands. An den letzten Tagen vor dem Abflug nach Australien und Neuseeland drehte die Band Lorenz zufolge das Video zur Singleauskopplung von Sonne.[50][51]
Im Mai und Juni 2001 gab die Band im Rahmen der Mutter-Tour 14 Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz.[52] Weitere sieben Konzerte in Europa folgten im Juni, unter anderem trat sie am 12. Juni als Vorband von AC/DC in Prag auf. Ein für den 10. Juni geplantes Konzert im Londoner Astoria sagt die Band kurzfristig ab – der Veranstalter hatte ihnen die nach eigenen Angaben zunächst zugesagte Pyroshow verboten.[53]
Zwischen dem 30. Juni und dem 7. August spielten die Musiker dann 30 Konzerte in den USA, Kanada und Mexiko.
Die Musiker zollten bei einigen Auftritten dem am 15. April 2001 verstorbenen Joey Ramone Tribut, dessen Band sie einige Jahre zuvor noch als Vorgruppe begleitet hatten. Rammstein tat dies unter anderem am 18. Juli 2001 im New Yorker Hammerstein Ballroom – anstelle von Till Lindemann übernahm Christian Flake Lorenz das Mikrofon. Gemeinsam mit den Ramones-Mitgliedern Marky und C.J. Ramone, dem Misfits-Sänger Jerry Only sowie den restlichen Rammstein-Musikern intonierte Lorenz den Song Pet Sematary. Lorenz schilderte später sein Bild von den Ramones, wie er es sich während der Supportzeit machen konnte:
„Backstage hingen die vier schwarzen Jacken und nichts weiter. Keine Kostüme, nicht diese ganze Scheiße, die wir hatten, mit dem ganzen Licht. Die haben ihr dreckiges Tuch hinter die Bühne gehängt, mit ihrem Western-Zeichen – ‚hey ho let’s go‘ und dann ging’s los. Und da hab ich gedacht: So will ich eigentlich Musik machen!“
Bei der siebenwöchigen „Pledge of Allegiance Tour“, die am 22. September desselben Jahres begann – zunächst war der Beginn für den 14. September geplant gewesen[55] – trat Rammstein unter anderem mit Slipknot und System of a Down auf. Gitarrist Landers fiel für zwei Konzerte aus, da er wegen eines Krankheitsfalls in der Familie zwischenzeitlich nach Deutschland zurückkehrte.
Einen Abend spielte Rammstein zu fünft, am Abend darauf ersetzte Daron Malakian von System of a Down[56] Landers. John Dolmayan, Schlagzeuger der Band System of a Down, kann sich an den Abend gut erinnern, wie er – 14 Jahre später – für die DVD-Produktion Rammstein in Amerika zu Protokoll gab:
„Ich persönlich hätte jeden Abend Angst, Feuer zu fangen. Mein Gitarrist (Malakian) hat eine Show mit Rammstein gespielt – und er hat sich nicht bewegt! Er stand genau da, wo sie ihn hingestellt haben. Ich kanns ihm nicht verdenken.“
Rammstein brach die Tour danach ab – offiziell wegen des Ausfalls von Landers. Doch dem Geschehen waren – wie die Band später in der Doku Rammstein in Amerika einräumte – mehrere Entwicklungen vorausgegangen: Die Band war erschöpft, da sie über Jahre quasi nonstop auf Tour gewesen war. Auch dadurch war es zu Unstimmigkeiten zwischen Landers und Kruspe gekommen. Die Atmosphäre in den USA, hervorgerufen durch die Vorfälle von 9/11, stimmte die Musiker final nachdenklich und führte dazu, dass der Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz mitten im Tourbetrieb ohne Ankündigung zurück nach Deutschland flog:[58]
„Wir sind voll in diese Hysteriewelle hineingerutscht und das fand ich dann sehr erschreckend, wie die Stimmung aufgepeitscht wurde.“
Nach ihrer Rückkehr nach Europa gab die Band im November und Dezember 2001 noch einmal 21 Konzerte in Europa. Zudem war ihr Song Du hast im Jahr 2001 in einer Szene der Filmkomödie How High von Jesse Dylan zu hören.
In mehreren Interviews gab Drummer Christoph Schneider später an, dass die Gruppe im Jahr 2001 nach dem Erscheinen des Albums Mutter aufgrund massiver „persönlicher Differenzen“ phasenweise kurz vor einer Auflösung stand.[60][61]
2002 hatte Rammstein im Film xXx – Triple X (erschien 2002) direkt am Filmanfang einen Auftritt mit dem Song Feuer frei!, der zugleich Titelsong des Films ist. Darüber hinaus unternahm die Gruppe im Sommer erneut eine Europatournee – sie spielte 17 Konzerte, unter anderem auf Festivals wie dem niederländischen Pinkpop und beim dänischen Roskilde-Festival. Zwei Konzerte in Leipzig und Dortmund wurden wegen des Amoklaufs von Erfurt von den Veranstaltern abgesagt.[24]
2003 griffen die Dresdner Sinfonikern unter Leitung von Torsten Rasch Texte und Musik von Rammstein für den Liederzyklus Mein Herz brennt auf, siehe Musikalische Wirkung. Rammstein selbst gönnte sich zu dieser Zeit eine Tourneepause. Von November bis Dezember zogen sich die Musiker nach Südspanien zurück, wo sie im El Cortijo Studio ihr viertes Album aufnahmen. Die CD bekam am Ende den Titel Reise, Reise.
Das Album erschien im September 2004. Im selben und im folgenden Jahr ging Rammstein mit Reise, Reise auf Welttournee. Bei dieser Tour wurde die DVD Völkerball aufgenommen, die aber erst Ende 2006 erschien. Auf der DVD veröffentlichten die Musiker kurze Konzertauszüge aus London, Tokio und Moskau, im Kern jedoch einen Mitschnitt des Auftritts am 23. Juli 2005 beim Festival de Nîmes, das in der gleichnamigen südfranzösischen Stadt in einem antiken Amphitheater stattfand. In der Rammstein-Dokumentation Anakonda im Netz, die der Konzert-DVD beigefügt wurde, betonten mehrere Bandmitglieder im Interview die besondere Akustik und Atmosphäre der Arena und bezeichneten den Auftritt als ein außergewöhnliches Highlight.[62]
Im folgenden Jahr trat Rammstein mit dem Lied Keine Lust bei der Echoverleihung 2005 auf, bei der die Gruppe den Preis in den Kategorien „Bester Live-Act“ und „Alternative Künstler national/international“ gewann.[63] Die Band erregte mit dem Auftritt einige Aufmerksamkeit, weil sie – analog zum Video von Keine Lust – sogenannte Fettanzüge trug. Im Dezember 2005 wurde die Gruppe in der Kategorie Best Metal Performance für den Song Mein Teil vom 2004er Album Reise, Reise bei den Grammy Awards nominiert, ging aber am Ende leer aus.
Am 28. Oktober 2005 kam das Album Rosenrot[64] heraus, zu dem aber keine Konzerte gegeben wurden.[65] Manche der auf dem Album enthaltenen Lieder waren bereits während der Arbeiten zum Vorgängeralbum Reise, Reise geschrieben worden.[66]
2006 legte Rammstein eine Pause ein. Ab Mai 2007 arbeitete die Band an einem neuen Studioalbum.[67] Am 3. November 2008 wurde bekannt gegeben, dass die Band die – im Februar 2008 gestartete – Vorproduktion[24] zum sechsten Album in Berlin fertiggestellt habe. Die Schlagzeugtracks wurden von Christoph Schneider ab 28. Oktober, gemeinsam mit dem Produzententeam um Jacob Hellner, im Henson Studio in Los Angeles aufgenommen. Am 9. November begann dann die Band gemeinsam im für sechs Wochen angemieteten Sonoma Mountain Studio in der Nähe von San Francisco mit der Hauptproduktion des Albums.[68] Die erste Singleauskopplung Pussy erschien am 18. September 2009 und stieg in Deutschland auf Platz 1 der Charts ein. Für Rammstein war es die erste Nummer-1-Single im eigenen Land.[24] Am 16. Oktober wurde das Album Liebe ist für alle da – kurz LIFAD – veröffentlicht und erreichte in Deutschland nach einer Verkaufswoche Platinstatus. Ein Leak des titelgebenden Musikstücks tauchte bereits am 15. Juli 2009 im Internet auf und führte dazu, dass zwei große Fanseiten temporär vom Netz genommen wurden.[69] Von Anfang November bis kurz vor Weihnachten absolvierten die Musiker im Rahmen der LIFAD-Tour 28 Konzerte in Europa.
Im Sommer 2010 setzte die Band ihre Touraktivitäten fort und war zu Gast auf mehr als 20 internationalen Festivals, unter anderem bei Rock am Ring, Rock im Park, dem Sonisphere Festival in Bukarest, Sofia, Madrid und Knebworth sowie beim City Summer Festival im kanadischen Québec (Stadt). Zu Letzterem kamen nach Bandangaben 100.000 Fans.
Im November 2010 tauchte, ähnlich wie schon bei Liebe ist für alle da, ein bisher unveröffentlichter Rammstein-Song mit dem Titel Eisenmann im Internet auf.[70]
Ab dem 25. November 2010 trat Rammstein wieder auf dem amerikanischen Kontinent auf – sie spielten im Rahmen der Liebe ist für alle da Tour acht Konzerte in Chile, Argentinien, Kolumbien, Mexiko und Kanada. Das neunte und letzte Konzert der Amerika-Tour fand am 11. Dezember 2010 im Madison Square Garden in New York statt – es war das erste US-Konzert seit dem Jahr 2001. Alle Tickets hierfür – das Magazin Metal Hammer sprach von 12.000 Plätzen[71] – waren in weniger als 30 Minuten ausverkauft.[24][72]
Tourneen und weitere musikalische Projekte 2011–2018
Am 2. Dezember 2011 erschienen ein Best-of-Album sowie eine DVD mit dem Titel Made in Germany 1995–2011. Beide enthielten einen neuen Song – Mein Land – sowie im Zusammenhang mit der DVD die von der Band produzierten offiziellen Videos zu den enthaltenen Songs und für jedes Video ein Making-of.
Ausnahme: Das Video zum Lied Pussy, das sich auf der CD Liebe ist für alle da befunden hatte, ist auf der DVD lediglich in einer geblurrten – also mithilfe von Weichzeichnern zensierten – Version enthalten. Das Originalvideo – die Band ging für den Dreh unter der Regie von Jonas Åkerlund in ein Bordell in Berlin-Charlottenburg und mimte mithilfe professioneller männlicher und weiblicher Pornodarsteller Sex in unterschiedlichster Form – war lediglich auf Pornokanälen abrufbar. Es wurde darum indiziert (siehe Kapitel Kontroversen). Außerdem wurden für die CD und DVD alle alten Songs neu gemischt.[73] Schon am 11. November erschien die Single zum vorgenannten Song Mein Land, die mit Vergiss uns nicht noch einen weiteren neuen Song enthielt. Für das Video zu Mein Land gewann die Band den Loudwire Music Award für das Beste Musikvideo des Jahres 2011. Für die Regie zum Video zeichnete, wie bei Pussy der Schwede Jonas Åkerlund verantwortlich.[74] Ebenfalls bereits Anfang November 2011 begann die Band die Made in Germany Tour. Bis Jahresende spielten sie 26 Konzerte in zehn Ländern. 2012 folgten zahlreiche weitere Auftritte, von denen 21 in Nordamerika stattfanden. Die gesamte Tour umfasste nach Bandangaben 99 Gigs in Europa und Nordamerika.[75] Am 22. März 2012 wurde die Band in zwei Kategorien mit dem deutschen Echo ausgezeichnet. Die Musiker spielten bei der Verleihungsshow – in Abwesenheit Till Lindemanns – gemeinsam mit ihrem Laudator Marilyn Manson den Manson-Song The Beautiful People.[76]
Das Jahr 2013 war geprägt durch erneute Touraktivitäten. Die Band gab 31 Konzerte und war bei vielen Festivals dabei, darunter beim Hurricane Festival in Norddeutschland, beim Schweizer Greenfield Festival und beim Download-Festival in Donington. Beim Wacken Open Air, bei dem Rammstein ebenfalls zum Line-up zählten, trat Heino am 1. August als Überraschungsgast auf und spielte gemeinsam mit Rammstein den Song Sonne.[77]
Für Lars von Triers Drama Nymphomaniac aus dem Jahr 2013 steuerte die Band ihren Song Führe mich bei, der allerdings schon auf dem Album Liebe ist für alle da als Bonus-Track erhalten war. An manchen Passagen des Songs singt Till Lindemann das Wort Nymphomaniac.
Im November 2014 bestätigte der Gitarrist Kruspe in einem Interview, dass die Band sich zurzeit in einer Kreativpause befinde. Gründe dafür seien Kruspes Bandprojekt Emigrate und Till Lindemanns Projekt Lindemann. In der Band habe man sich darauf geeinigt, auf die Bedürfnisse eines einzelnen Bandmitgliedes einzugehen, um den Zusammenhalt zu bewahren. Die Pause dauere bis voraussichtlich September 2015.[78][79] In der Zwischenzeit veröffentlichte Keyboarder Flake am 16. März 2015 seine Biografie Der Tastenficker – An was ich mich so erinnern kann beim Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag.[80]
Am 17. Juni 2015, einen Tag vor Erscheinen von Lindemanns Solo-Album Skills in Pills, erschien ein Artikel, in dem Peter Tägtgren, der Teil des musikalischen Projekts Lindemann ist, zitiert wird, dass Lindemann im September desselben Jahres zu Rammstein zurückkehren will, um an einem neuen Album zu arbeiten.[81] Im Juni 2015 bestätigte auch Lindemann, dass man sich ab September 2015 in der Vorproduktion eines neuen Albums befinden will.[82]
Am 25. September 2015 wurde weltweit eine DVD und Blu-Ray mit dem Titel Rammstein in Amerika veröffentlicht, welche die Konzertaufnahmen des 2010er Konzertes im Madison Square Garden in New York, eine Dokumentation über den Erfolg der Band in Amerika sowie ein Making-of-Video zu dem Album Liebe ist für alle da enthält.[83] Einen Monat nach Veröffentlichung erlangte die DVD am 27. Oktober 2015 in Deutschland Platinstatus.[24] Anlässlich des 21-jährigen Bestehens der Band veröffentlichte Rammstein zudem am 18. Dezember 2015 unter dem Titel Klavier eine Notenbuch-CD-Edition. Enthalten waren 13 für klassisches Klavier bzw. Gesang bearbeitete Lieder aus den sechs bis dahin erschienenen Studioalben.[84] Für die Albumproduktion zeichneten Rammstein-Gitarrist Paul Landers sowie Sven Helbig verantwortlich, der Pianist Clemens Pötzsch spielte die neu arrangierten Instrumentalstücke ein.[85]
Bereits am 8. Oktober 2015 hatte die Gruppe auf ihrer Website ein Bild mit dem Titel „Es geht weiter“ veröffentlicht, auf dem ein Teil der Bandmitglieder in einem Probenraum zu sehen sind.[86] Am 21. Oktober wurde zudem bekannt, dass Rammstein im folgenden Jahr als Headliner einiger großer Musikfestivals, darunter Download (Großbritannien), Rock in Vienna (Österreich), Rock Werchter (Belgien) sowie Hurricane, Highfield und Southside (Deutschland) fungieren wird.[87] Bei dem Wiener Festival kam es am 3. Juni 2016 während des Gigs zu einem Stromausfall, sodass die Musiker eine Akustikvariante des Songs Ohne dich spielten.[88][89] Insgesamt absolvierte die Band 2016 zwischen Ende Mai und der zweiten Septemberwoche 26 Konzerte in Deutschland, Europa und Lateinamerika.[90]
Im Gespräch mit dem Fachmagazin musicnstuff.de berichtete der Schlagzeuger Christoph Schneider im Juli 2016, die Band arbeite seit einem „halben oder Dreivierteljahr“ an neuen Songs und sei auch schon im Studio gewesen (siehe auch Kapitel Albumproduktion). Die Gruppe habe Lust gehabt, den üblichen Zyklus zu durchbrechen und auch ohne fertiges neues Album mitten im Songwritingprozess live zu spielen. Die Arbeit am Album solle nach Ende der Festivaltour 2016 fortgesetzt werden.[91]
Am 22. November 2016 kündigten die Musiker auf ihrer Webseite für 2017 die Fortsetzung der Festivaltour an und veröffentlichten erste Termine für Europa und für je ein Konzert in Kanada und in den USA. Drei weitere US-Termine wurden am 24. März 2017 ergänzt. Insgesamt plante die Band zwischen dem 20. Mai und dem 13. Juli 18 Konzerte in elf Ländern, von denen sie 17 gab.[92] Ein für den 2. Juni geplanter Auftritt bei Rock am Ring fand aufgrund einer am Ende unbestätigten Terrorwarnung nicht statt und konnte als einziger der betroffenen Gigs am Folgetag nicht nachgeholt werden. Dies begründete die Band mit dem hohen Auf- und Abbauaufwand, ein Nachholen hätte den für den 4. Juni geplanten Auftritt beim Schwesterfestival Rock im Park gefährdet.[93] Zum Tourplan 2017 gehörte auch eine Neuauflage des 2005er Auftritts beim südfranzösischen Festival de Nîmes im römischen Amphitheater der Stadt, bei dem seinerzeit der Konzertmitschnitt der DVD-Produktion Völkerball entstanden war und den die Band als außergewöhnlichen Auftrittsort bezeichnet hatte. Das für den 11. Juli 2017 annoncierte Konzert war binnen Stunden ausverkauft; ein darum anberaumter Zusatztermin am 12. Juli ebenso, sodass die Band am 13. Juli zum Tourabschluss ein drittes Mal vor etwa 10.000 Besuchern in der erneut ausverkauften Arena spielte.[94][95][96]
Bereits im Frühjahr 2017 hatte die Gruppe den Konzertfilm Rammstein: Paris veröffentlicht. Die Bilder für die Produktion wurden im März 2012 im Zuge von zwei Rammstein-Auftritten und einer Generalprobe im damaligen Palais Omnisports de Paris-Bercy gedreht.[97] Filmpremiere war am 16. März in der Volksbühne Berlin.[98] Die 90-minütige Kinofassung umfasst 16 Songs aus einem gut zweistündigen Programm. Regie führte der Schwede Jonas Åkerlund, der bereits für die Rammstein-Videos Mann gegen Mann, Pussy, Ich tu dir weh und Mein Land verantwortlich zeichnete.[99] Bei den Dreharbeiten wurden Åkerlund zufolge pro Konzert 30 Kameras eingesetzt, bei der Generalprobe weitere zehn – insgesamt gab es 70 verschiedene Kamerapositionen. Der Schnitt habe zwei Jahre gedauert. Die Veröffentlichung wurde Åkerlunds Aussage nach zugunsten der 2015 erschienenen Dokumentation Rammstein in Amerika zurückgestellt.[100][101][102] Der Film wurde am 23., 24. und 29. März in rund 1200 Lichtspielhäusern in 46 Ländern gezeigt.[102][103][104] In Deutschland lief er in 348 Kinos,[105] 90.000 Besucher sahen ihn an den ersten beiden Tagen, was in jener Woche Platz 2 der Kinocharts bedeutete.[106][107] Ursprünglich hatten mehrere Kinoplattformen den Konzertfilm schon für die dritte Novemberwoche 2016 angekündigt. Dieser Termin wurde aber ohne Angabe von Gründen kurzfristig abgesagt. Ein 22 Songs umfassender Director’s Cut auf DVD bzw. Blu-ray kam am 19. Mai auf den Markt, am 26. Mai erreichte die zeitgleich veröffentlichte gleichnamige Live-CD Platz eins in den deutschen Albumcharts.[108] Am 26. Oktober 2017 wurde der Film Rammstein: Paris im Roundhouse im Londoner Stadtbezirk Camden in der Kategorie Best live concert mit dem UK Music Video Award 2017 prämiert. Dieser würdigt besonders kreative, innovative oder technisch hochwertige Musikfilm- und Musikvideoproduktionen.[109]
Bereits am 8. September 2017 wurde die Band im Berliner Tempodrom mit dem 2016 ins Leben gerufenen nationalen Preis für Popkultur ausgezeichnet. Sie erhielt ihn in der Kategorie „Beeindruckendste Live-Show“.[110]
Am 15. März 2018 wurde die Band in Berlin mit dem Deutschen Musikautorenpreis der GEMA in der Kategorie Komposition Rock/Metal ausgezeichnet.[111] Stellvertretend für die Band wurde er von Thomas Jensen, Mitbegründer des Wacken-Open-Air-Festivals entgegengenommen.[112]
Am 2. November 2018 kündigte die Band für 2019 die erste Stadiontour der Bandgeschichte an. Geplant waren 27 Konzerte in 16 Ländern, darunter auch Auftritte in sieben deutschen Städten. Der offizielle Vorverkauf startete am 8. November. Die Deutschlandtermine und mehrere Auslandskonzerte waren binnen vier Stunden ausverkauft, sodass am selben Tag drei Zusatztermine in Paris, Wien und München verkündet wurden. Letzterer war noch am selben Tag ebenfalls ausverkauft.[113][114]
Am Vorabend ihres 25-jährigen Bandbestehens – offizielles Gründungsdatum Rammsteins ist der 1. Januar 1994 – gaben die Musiker ein Silvesterkonzert am Strand des Pazifik-Seebads Puerto Vallarta. Das Set war eine geringfügig modifizierte Version ihrer 2016/2017er Festivaltour. Ein zweiter Auftritt schloss sich am 2. Januar 2019 an. Insgesamt verfolgten etwa 10.000 Zuschauer die Gigs.[115]
Siebtes Album und Tourbetrieb ab 2019
Nach mehr als dreijähriger Arbeit an einem siebten Studioalbum veröffentlichte die Gruppe am 28. März 2019 ein Video zur ersten Singleauskopplung Deutschland. Ein bereits zwei Tage zuvor veröffentlichter erster Trailer wurde kontrovers diskutiert, da im Video die Bandmitglieder Lindemann, Lorenz, Landers und Riedel mit Galgenstrick um den Hals und in Häftlingskleidung zu sehen waren, die an KZ-Häftlingskleidung aus der NS-Zeit erinnerte.[116][117][118] Das Video in seiner Gesamtheit zeigt von der Band neu dargestellte Szenen aus etwa 2000 Jahren deutscher Geschichte.[119]
Die Single erreichte auf Anhieb die Spitzenposition der deutschen Musikcharts und stellte damit nach dem 2009er Song Pussy den zweiten Nummer-1-Titel der Band im eigenen Land dar. Das mehr als neunminütige Video, das die Band auf dem Internetportal YouTube veröffentlichte, erzielte binnen einer Woche nach Veröffentlichung mehr als 25 Millionen Klicks.[120][121][122]
Die zweite Singleauskopplung Radio und das dazugehörige Video erschienen am 26. April 2019.[123][124][125][126] Für die Dreharbeiten zum Video war der Regisseur Joern Heitmann verantwortlich, mit dem die Band in der Vergangenheit bereits bei zahlreichen Videodrehs, darunter Sonne und Haifisch, zusammengearbeitet hatte. Ein Drehort war das Berliner Messegelände.[127]
Das unbetitelte siebte Studioalbum erschien am 17. Mai 2019 und stieg mit 260.000 in Deutschland verkauften Exemplaren in der ersten Woche nach Veröffentlichung auf Platz 1 der deutschen Albumcharts ein. Dies bedeutete laut dem Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment den erfolgreichsten Start einer Band in diesem Jahrtausend.[128][129] Für die Produktion zeichneten der Berliner Olsen Involtini und der Brite Tom Dalgety verantwortlich; Letzterer war zuvor unter anderem als Produzent für die schwedische Metalband Ghost tätig gewesen. Der Düsseldorfer Produzent Sky van Hoff hatte zudem die Gitarren-Tonspuren des Musikers Richard Kruspe neu aufgenommen, nachdem dem Gitarristen seine Erstaufnahmen aus dem südfranzösischen Studio La Fabrique nicht zugesagt hatten.[130] Auch für das finale Mischen des Albums ist Involtini verantwortlich[131] – erste Mixings des US-Amerikaners Rich Costey aus dem Dezember 2018 wurden verworfen.[132]
Das Album-Artwork zeigt ein Streichholz auf weißem Grund.[133] Alle elf Titel des Albums konnten sich in den Top 60 der deutschen Singlecharts platzieren, drei Titel in den Top fünf. In der vierten Woche nach Verkaufsstart kletterte das Album erneut auf Platz eins, nachdem es diese Position in der Vorwoche verloren hatte. Damit ist es das zehnte Album in Folge (Kompilationen mitgerechnet), welche die Spitze der Charts erklimmen konnte.
Am 28. Mai 2019 folgte die Veröffentlichung des Musikvideos zur Single Ausländer und damit das dritte Video des jüngsten Albums.[134] Die Regie übernahm wie bereits zuvor bei dem Video zum Lied Radio Jörn Heitmann. Die Dreharbeiten fanden im Februar 2019 in Südafrika statt.
Die das Album begleitende erste Stadion-Tour der Bandgeschichte begann am 27. Mai 2019 in der ausverkauften Gelsenkirchener Veltins-Arena und endete am 23. August 2019 im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Bis Ende August absolvierten die Musiker 31 Konzerte in 16 europäischen Ländern.[135][136] Eine Fortsetzung der Europatournee im Jahr 2020 wurde am 26. Juni 2019 verkündet.[137] Binnen weniger Stunden nach dem offiziellen Vorverkaufsstart am 3. Juli 2019 war die Europatour 2020 in großen Teilen ausverkauft.[138]
Am 21. Januar 2020 kündigte die Gruppe für den Herbst desselben Jahres zehn Stadienkonzerte in Städten in den USA, Kanada und México an.[139] Im Zuge der 2020er Stadiontournee waren zwischen dem 25. Mai und dem 27. August insgesamt 38 Auftritte in Europa und Nordamerika geplant[140] Diese wurden aufgrund der Corona-Krise auf das Jahr 2021 verschoben.[141][142]
Laut dem Ende August 2020 erschienenen Fotobuch "Europe Stadium Tour 2019" maß die Bühne für die durch die COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 unterbrochene Tournee eine Breite von 60 und eine Tiefe von 30 Metern. Die Höhe der Aufbauten erreichte 36 Meter. Durchschnittlich benötigte die Crew für den Aufbau des Bühnenbilds pro Konzertort vier Tage.[143] 90 Trucks transportierten ca. 1.350 Tonnen Equipment von Konzertort zu Konzertort. Nach Auskunft der Band sahen mehr als 1,2 Millionen Besucher die 2019er-Konzerte.[144][145]
Die zunächst für 2020 geplante Fortsetzung der Stadiontour wurde aufgrund der COVID-19-Pandemie zunächst auf 2021 vertagt. Diese geplante Fortsetzung der Stadiontour wurde am 24. März 2021 erneut aufgrund der Beschränkungen durch die Corona-Krise verschoben – nun auf das Jahr 2022.[146] Gleichzeitig kündigte die Band an, sie würde diese Zwangspause nutzen, um weiter an neuen Songs für ein mögliches neues Album zu arbeiten.[147]" (Quelle Wikipedia- Wir garantieren keine Richtigkeit des Textes und Inhalten, die Links des Textes führen zu Wikipedia, klicken\besuchen der Seite und Unterseiten auf eigene Gefahr, https://de.m.wikipedia.org/wiki/Rammstein")